Die Kriegstraße gilt seit jeher als eine fast unüberwindbare Grenze im Stadtgefüge Karlsruhe. Beispielslos teilt sie das Stadtzentrum im Norden von der geschäftigen Südstadt. Den Ursprung für diese harte Grenzen findet man, wenn man einen Blick in die Stadthistorie wirft. Im berühmten historischen Stadtplan von Friedrich Weinbrenner aus dem Jahre 1822 ist die stark befahrene Kriegstraße, wie wir sie heute kennen, nicht enthalten. Sie symbolisierte lediglich die Stadtgrenze, welche die Landwirtschaft im Süden von der eigentlichen Stadt Karlsruhe trennte. Seit den Weinbrennerentwürfen hat sich die Stadt Karlsruhe rasant in den Süden weiterentwickelt. An der Situation an der Kriegsstraße hat sich jedoch nichts geändert. Auch mit der geplanten Kombilösung wird die Kriegstraße weiterhin einen Keil zwischen Nord- und Südstadt treiben. Unser Entwurf „Break the Border“ bricht wortwörtlich mit der Grenze Kriegsstraße und sieht in der Neugestaltung der Kriegstraße eine große Chance für die komplette, resilient und zukunftsträchtig gestaltete, grüne Stadt Karlsruhe.
Nach intensiven Auseinandersetzungen mit dem Ort und reichhaltigen Analysen haben wir ein Konzept für
eine moderne Kriegstraße erarbeitet, die als Initiator für die gesamte Stadt funktionieren soll. Um die aktuellen
und anstehenden Herausforderungen, die der Klimawandel mit sich bringt, zu meistern, ist es wichtig, dass die Kriegsstraße ein neues Vorbild einer lebendigen Wohnstraße aufzeigt, die nach einer gesamtheitlichen resilienten Idee funktioniert und durch klimatische Anpassungen zu einer Abkühlung der Innenstadt führt. Die Kriegsstraße unterteilt nicht nur die Stadteile im Norden und Süden, sondern auch das große Grünnetz rund um die Stadt. Karlsruhe ist von großen Grünräumen umgeben, die relativ tief in das Stadtzentrum hineinreichen und im Bereich der Stadtmitte durch die Kriegstraße abgeschnitten werden. Dazu gehören vor allem der Hardtwald im Norden und der Oberwald im Süden. Unser neu gestaltetes resilienten Netz aus Grünräumen schafft es, diese unterteilten Bereiche zuverbinden und für die Bewohner Karlsruhes leichter zugänglich zu machen. Außerdem werden die Stadteile rund um Karlsruhe durch unsere neues grünes Netz aus Fahrradstraßen miteinander verbunden. Zu einer resilient gestalteten Kriegsstraße gehören auch neuartige Mobilitätskonzepte, die dem jahrelangen, übertriebenen Autokonsum entgegentreten, und somit zu einer besseren Luftqualität und einer entlasteten Infrastruktur führen. Um diese Konzepte umzusetzen, war es unsere Prioriät, die Kriegstraße als komplett autofreie Wohn- und Verbindungsstraße zu gestalten. Der Autotunnel, der im Zuge der Kombilösung geplant ist, wird auch in unserem Konzept integriert, und gewährleistet den innerstädtischen Durchgangsverkehr zwischen Ost- und Weststadt. Lediglich die Tunneleinfahrten finden sich nun auf den angrenzenden Nebenstraßen, und gewährleisten somit eine durchgehende autofreieVerbindung entlang der gesamten Kriegsstraße.
Unsere Kriegstraße besticht durch unterschiedliche Nutzungen und Anziehungspunkte, die von der Günther-Klotz- Anlage, bis hin zum City Park erlebbar sind. Die schon vorhandenenen, durchaus attraktiven Grünangebote im Westen und Osten werden durch neue Aktivitäten entlang der Kriegstraße ergänzt und miteinander verbunden. Die problemlose, schnelle und stressfreie Vernetzung wird durch unsere Verbindungsstraße gewährleistet, die den Fahrradfahrern, dem mobilen ÖPNV und Shared Mobility Angeboten eine neue Art der Fortbewegung bietet.
Zu den neuen Attraktionen gehören umgenutzte Innenhöfe, die im Zuge der autofreien Kriegstraße Ihrer eigentlichen Verwendung zum Parken von Autos entledigt wurden und nun zu umweltfreundlichen, öffentlich zugänglichen Erlbenissräumen transformiert wurden. Die Innenhöfe wurden in Ihrer Gestaltung und Thematik nach Ihrer Umgebung und dem Bedarf unterschiedlich thematisiert. Diese Nutzungen reichen von Sport-, bis hin zu Event-Innenhöfen.
Auch die für Karlsruhe berühmten Strahlen wurden in unseren Entwurf integriert und zeichnen sich durch unterschiedliche Identitäten aus, die zeitgemäß und ökologisch umgestaltet wurden. Vereinzelte Strahlen übernahmen die Rolle des öffentlichen Raums mit Restaurants, Cafés und Handelsangeboten. Andere Strahlen wurden als Fahrradstraßen umgestaltet, um den Fahrradfahrern eine sichere und ungestörte Fortbewegung zu garantieren, welche auf Höhe der Kriegstraße an die neue Verbindungstraße angeschlossen wurden. Die Nebenstraßen, die
als Shared Space Flächen definiert wurden, ergänzen das grüne Netz und verbinden die Quartiere und Strahlen miteinander. Ein weiterer, wenn nicht der markanteste Anziehungspunkt auf der neugestalteten Kriegsstraße, ist die grüne Mitte, die sich im neuen Herzen der verbundenen Stadtteile eingesiedelt hat, und die zwei wichtigen Achsen: Kriegsstraße und Via Triumphalis vereint. Die grüne Mitte ist das Testament einer resilienten, ökumonumentalischen Stadt und soll jedem in und um Karlsruhe einen Impuls für eine neue Lebensstrategie im Einklang mit der Natur geben. Der einzigartige Wald, der das neue grüne Herz symbolisiert, dient niemandem außer den Bürgern und seinen Bewohnern. Unter den Dächern des Waldes, können Besucher auf kleinen Waldpfaden zwischen den verschieden Stadteilen umherflanieren und dabei die Natur in vollen Zügen wahrnehmen. Die bisherige Grenze ist Geschichte!